Oberreichenbach entscheidet zügig

21. Juli 2017. In einer Kommune ist vieles zu bedenken, wenn es darum geht, einem Windpark-Projektierer gemeindeeigene Flächen zur Pacht anzubieten. Vielleicht auch zu vieles. Bedeuten die Anlagen ein Gesundheitsrisiko? Schaden sie den heimischen Arten? Profitiert die Kommune finanziell? In Oberreichenbach war im Gemeinderat beantragt worden, die Entscheidung aufgrund der komplizierten Sachlage um ein Jahr zu vertagen. Aber nach der Unterstützung durch das Forum Energiedialog war die Mehrheit der Gemeinderatsmitglieder der Meinung, dass sie gut genug informiert seien, um doch bereits in diesem Juli einen Entschluss zu fassen.

Karlheinz Kistner, Bürgermeister von Oberreichenbach

„Ohne das Forum Energiedialog hätte der Gemeinderat seine Entscheidung wohl nicht so schnell getroffen“, sagt Karlheinz Kistner, Bürgermeister von Oberreichenbach. „Das Forum hat nicht nur allparteilich moderiert, sondern gleichzeitig die fachlichen Aspekte so für uns aufbereitet, dass wir uns zur Verpachtung der gemeindeeigenen Flächen eine Meinung bilden konnten. Mir ist dabei klar geworden, dass vor allem der hörbare Schall eine Belästigung darstellen kann. Daher haben wir uns mit dem Projektierer auf einen größeren Abstand der Anlagen von den Wohngebieten geeinigt.“

Im Oberreichenbacher Ortsteil Würzbach möchte der Windpark-Projektierer Green City Energy vier Windenergieanlagen betreiben. Auf Wunsch des Gemeinderats hat das Forum Energiedialog vor Ort eine Dialoggruppe betreut, in der 14 Personen, darunter sechs Gemeinderatsmitglieder, der Bürgermeister, fünf Bürger und zwei Vertreter des Projektierers, vertreten waren. Diese Gruppe traf sich zweimal, um zu erörtern, welche Argumente für und welche gegen den Bau des Windparks sprechen – ein Vorhaben, das vor allem im Ortsteil Würzbach umstritten war.

Gemeinsam mit der Gruppe erarbeitete das Forum ein Papier, in dem es ausgewogen und aus neutraler Perspektive die für die Entscheidung notwendige Sachgrundlage schuf. Darin behandelte es unter anderem die Frage, ob die Kommune die Anlagen auf ihrer Gemarkung verhindern könnte, ob es Alternativen zum diskutierten Standort gäbe und inwieweit Belästigungen durch Schall oder Infraschall zu erwarten seien. Diese Zusammenfassung stand auf der Internetseite der Schwarzwaldkommune allen Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung.

„Bei Befürwortern wie Gegnern der Windenergie war das Forum Energiedialog anerkannt als unabhängige Institution und als allparteilicher Akteur“, so Bürgermeister Kistner. „Auf dieser Basis konnten sich auch die unentschiedenen und ambivalenten Gemeinderäte zu einer Position durchringen.“ Aufgrund der guten Erfahrungen wünsche er sich eine weitere Zusammenarbeit mit dem Forum.