Dialoggruppe Bad Waldsee besucht Windpark bei Pfullendorf

Bad Waldsee, 27. März 2017: Man hört die Windräder, man sieht sie, aber verärgert ist man im Pfullendorfer Ortsteil Denkingen vor allem darüber, wie es gelaufen ist. So zusammengefasst die Aussagen von Ortsvorsteher, einem Gemeinderat und zwei Landwirten gegenüber der Besuchergruppe aus Bad Waldsee zu den seit wenigen Tagen in Betrieb befindlichen Anlagen.

 

Die drei Windenergieanlagen der Fa. Vensol vom Typ Vensys sind incl. Flügel 200 Meter hoch – die modernste Generation, die in Baden-Württemberg derzeit in Betrieb zu besichtigen ist. Laut Aktustik-Fachmann Christian Eulitz vom Büro Möhler+Partner aus München sind sie in der Umgebung etwas lauter (3 Dezibel), als die in Bad Waldsee geplanten Anlagen (Nordex, 230 Meter hoch).
Beim Ausstieg aus dem Bus unter einem der drei Windräder hörte man erst mal nur den starken Wind. Mit dem Schallmessgerät ausgerüstet ging die Gruppe dann an den Waldrand (130 Meter Entfernung vom Windrad): 54 dB(A), ganz schön laut, Voll-Lastbetrieb. Nach weiteren 300 Meter Fußweg konnte man aufgrund des sonnigen Tages den „Schlagschatten“ der Flügel wahrnehmen. Dieser sei, so der Geschäftsführer von Vensol, auf maximal 30 Minuten am Tag und maximal 30 Stunden im Jahr begrenzt – drohe es mehr zu werden, werde die Anlage abgeschaltet. Die Schall-Messung ergab 45 dB(A), soviel wie es nachts auf der Terrasse der Anwohner maximal sein darf. Beim Hof des nächsten Nachbarn (700 Meter) hörte man nur noch den Wind – aber der Landwirt berichtete, bei bestimmten Wetterlagen höre man die Windräder deutlich, zum Teil sogar im Haus. Die gesetzlichen Richtwerte schützten vor erheblichen Belästigungen, so Akustiker Eulitz. Dass es akustische Belästigungen bei nahen Anwohnern geben könne, sei keine Frage.

Im Gespräch mit Ortsvorsteher Karle Abt, Gemeinderat Claus Bixler aus Denkingen und zwei Landwirten wurde deutlich: Ursprünglich hatte die Gemeinde etwas weiter von den Weilern entfernt einen Windpark angedacht. Dies hat sie wegen Naturschutzbedenken (Rotmilan) unterlassen. Dass nun ein privates Unternehmen ohne Dialog mit Anwohnern, Ortsvorstehern und Gemeinderäten eine Genehmigung beantragt und erhalten habe, sorgt für Missstimmung. „Lassen Sie sich nicht abspeisen,mischen Sie sich ein, schauen Sie vorher in die Gutachten“ so der Rat an die Bad Waldseer. Es gebe einzelne Kritiker der Anlage, andererseits profitierten Landwirte, die ihr Land verpachtet haben. Aber der Großteil der Bevölkerung sei neutral eingestellt. „Gibt es für Anwohner die Möglichkeit, sich finanziell an den Windrädern zu beteiligen?“ so die Frage von Bürgermeister Weinschenk. Die Antwort: Nein, es gebe Pachtzahlungen für private Landbesitzer, und irgendwann vielleicht auch Gewerbesteuer. Aber keine finanziellen Beteiligungsmöglichkeiten für Bürger. „Können Sie auch den Infraschall messen?“, so eine Frage aus der Besuchergruppe. „Ja, hier sind es 75 dB unterhalb der Anlage,“, so die Antwort des Akustikers. Aber in 700 Meter Entfernung gehe der von den Windrädern ausgehende Infraschall in den sonstigen Geräuschen der Umgebung unter.

Das Resumee auf dem Heimweg: Jetzt kann man sich sehr viel besser vorstellen, was möglicherweise in Bad Waldsee zu sehen und zu hören sein wird.

Die vollständige Presseinformation finden Sie hier.